Mein Name ist Chiara Köhne und ich besuche den Bildungsgang
„dreijährige Berufsfachschule für Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunkt
Pädagogik“ auf dem Paul-Spiegel-Berufskolleg. Im März 2016 werde ich
voraussichtlich meinen Abitur machen und möchte dann „soziale Arbeit“ studieren.
Ich habe mich dazu entschlossen das Auslandspraktikum nach Irland zu
absolvieren, um einerseits meine Englischkenntnisse zu verbessern, andererseits
ich mir aber bislang unter dem Land wenig vorstellen konnte und ich entdecken
wollte welche schönen Seiten die grüne Insel zu bieten hat. Außerdem finde ich
es persönlich total interessant andere Menschen, Sitten und Kulturen kennen zu
lernen. Nach einer interessanten und aufschlussreichen ersten Woche in der
Sprachschule „Travelling Languages“ mitten in Dublin City haben meine
Mitschüler und ich uns an dem ersten Wochenende zusammen mit einem
Busunternehmen auf die Reise in die wunderschöne Natur Irlands gemacht. Wir
haben einen tollen Tag in Glendalough, einem Tal in den irischen Wicklow
Mountains und Kilkenny, eine Stadt im Südosten des Landes an den Ufern des
River Nore verbracht.
Und am Montag darauf ging dann auch schon unser Praktikum
los. Zwei Mädchen aus meiner Klasse und ich wurden in einem Kindergarten, dem
YMCA Childcare in Dublin City untergebracht. Direkt am ersten Tag wurden wir
ganz herzlich von unserer Ansprechpartnerin Katie empfangen, haben zahlreiche
Informationen von ihr erhalten und bekamen den Kindergarten gezeigt.
Unteranderem erhielten wir auch unsere Arbeitszeiten: Montag bis Freitag von 10
Uhr bis 16 Uhr. Und erfuhren, dass die Altersspanne der Kinder von 7 Monaten
bis 4 Jahren geht. Dann ging es auch ganz schnell und wir gingen erst mal zu
dritt in eine Gruppe und wurden dort ebenfalls freundlich von den Erzieherinnen
begrüßt. Wir haben uns direkt ein wenig mit den Kindern dort vertraut gemacht
und uns nach einer Weile zusammen mit den Kindern und Erzieherinnen in einen
Stuhlkreis, „circle time“ gesetzt. Wir haben alle zusammen ganz viele
Kinderlieder gesungen und die Kinder hatten viel Spaß und sie konnten viele
Lieder auch schon mitsingen. In unserer ersten Mittagspause, welche übrigens jeden
Tag von 13 Uhr bis 14 Uhr ist, haben wir uns dann in der hauseigenen Küche über
unsere ersten Eindrücke ausgetauscht. Ganz schnell war dann der erste
Arbeitstag auch schon vorbei und jede von uns ist mit einem guten Gefühl nach
Hause gegangen und hat sich auf den nächsten Tag gefreut. Ziemlich schnell hat
sich dann herausgestellt, dass es praktischer wäre wenn wir drei Praktikantinnen
uns auf die drei Räume verteilen würden. Für uns war das überhaupt kein
Problem, wir haben es alle eher als Chance gesehen, denn man stand vor einer
großen Herausforderung, die man allein bewältigen musste und es konnte ja nur
Training für unsere Sprachkenntnisse und unser Selbstbewusstsein sein. Wir drei
haben uns dann zusätzlich darauf geeinigt jeden Tag im sogenannten
Rollverfahren die Gruppen zu wechseln, sodass jeder von uns während einer
Arbeitswoche in jeder Gruppe tätig seien konnte. Außerdem hatten wir uns
überlegt, dass jeder von uns nach der Mittagspause auch nochmal die Gruppe
wechselt, damit wir wirklich am meisten Eindrücke sammeln können. Zu unseren
Aufgaben innerhalb der Gruppen zählen sich mit den Kindern zu beschäftigen und
mit ihnen zu spielen, das heißt mit ihnen zu puzzeln, zu singen, Zahlen und
Buchstaben zu lernen, ihnen beim Anziehen und Händewaschen zu helfen, ihnen
aber auch Regeln und Grenzen immer wieder klar zu machen und aufzuzeigen und
sie in ihrem Verhalten zu lehren, auf sie Acht zu geben, sowohl innerhalb des
Gruppenraums als auch in der Turnhalle, in der die Kinder laufen, springen
toben und sportliche Aktivitäten machen können und draußen im Hof, welcher mit
Spielgeräten, wie einer Rutsche, mehreren Rutscheautos, Lauflernwagen und
zahlreichem Spielzeug ausgestattet ist. Zudem sollten wir die Erzieher mit
unserer Hilfe natürlich unterstützen und entlasten. Positiv aufgefallen ist
mir, dass in jeder Gruppe während des Tages einmal ein Stuhlkreis gemacht wird
und innerhalb dieser Zusammenführung aller Kinder ganz viel gelernt wird. Es
werden größtenteils Lieder gesungen, die die Kinder zum mitsingen und mittanzen
animieren und ein Gemeinschaftsgefühl geben, jedoch werden auch sehr häufig
Geschichten erzählt, welche die Erzieherinnen gleichzeitig in Bildern an einer
Tafel veranschaulichen, welche aber auch manchmal von den Kindern selbst
erzählt werden dürfen. Oder es wird das ABC oder die Zahlen gelernt. Außerdem
positiv aufgefallen ist mir, dass die Erzieherinnen immer drauf achten, dass
sie jeden Tag mit ihrer Gruppe nach draußen in den Hof zum spielen gehen. Dort
können sich die Kinder richtig austoben, zusammen spielen uns sind an der
frischen Luft. Total toll finden die Kinder es aber auch in der Turnhalle. Dort
gehen sie manchmal nur mit ihren Erzieherinnen und uns hin und spielen, rennen
und toben, aber manchmal kommt auch ein Trainer und spielt mit ihnen Fußball
und baut einen Parcours auf, in dem die Kinder ihre Koordination, Geschicklichkeit
und Konzentration zeigen können, wenn sie unter und über Hindernisse gelangen
müssen. Was mich anfänglich sehr gewundert hat war, dass es relativ häufig
etwas zu essen für die Kinder gibt, was ich von deutschen Kindergärten nicht
gewohnt war und ich mich erst mal daran gewöhnen musste. Und das die Kinder zu
ganz unterschiedlichen Zeiten kommen. Viele kommen morgens und bleiben bis zum
späten Nachmittag, einige von denen die morgens kommen, werden aber auch schon
mittags wieder abgeholt und manche Kinder kommen auch erst nachmittags und
bleiben dann bis zum späten Nachmittag beziehungsweise Abend. Auch das bin ich
von deutschen Kindergärten nicht gewohnt, dort ist es in der Regel so, dass
morgens alle Kinder kommen und einige von denen schon mittags abgeholt werden
und andere erst nachmittags. Nach der ersten Woche in unserer Praktikumsstelle
sind wir mit vielen Eindrücken und Erfahrungen in das zweite Wochenende in
Irland gegangen und haben einen atemberaubenden Ausflug zu den Cliffs of Moher
gemacht. Diese sind die bekanntesten Steilklippen Irlands und liegen an der
Südwestküste des Landes. Wir haben tolle Fotos gemacht und wir hatten eine
unglaubliche Aussicht. Für mich nun ein Muss, wenn man nach Irland reist.
Außerdem waren einige von uns in Howth, eine schöne Stadt etwas östlich von
Dublin gelegen. Auch schön um Fotos zu machen, vor allen Dingen mit der
Halbinsel oder dem Strand im Hintergrund. Und ein tolles Ambiente hat die Stadt,
da man überall auf kleine Bars und Fischrestaurants trifft.
Dann starteten wir
in die zweite Woche unseres Praktikums und es fing damit an, dass Kinder sich
freuten, dass wir wieder da waren um mit ihnen zu spielen und dass man zu
einigen Kindern kleine Bindungen aufbaute. An den Verteilungen auf die Räume
und unseren Aufgaben änderte sich nichts, wir merkten nur dass wir
aufgeschlossener waren, mehr Selbstbewusstsein hatten und sogar ein paar
englische Kinderlieder mitsingen konnten. Da waren wir ganz stolz auf uns.
Außerdem habe ich mit den Kindern Teddybären gebastelt und Kürbisse gemalt, was
mir sehr gefallen hat, da sich bei diesen Aufgaben sehr gut herauskristalisiert
hat, was die Fähigkeiten jedes einzelnen Kindes sind und ich beobachtet habe,
dass manche Kinder, die während des Spielens mit ihren Kameraden ganz wild und
aufgedreht sind und bei Kreativaufgaben, wie diesen ganz ruhig und koordiniert
bleiben. Mein persönlich schönstes Erlebnis in der zweiten Woche war, als ein
neues Kind in die Gruppe kam und total verwirrt und aufgelöst war, weil es
plötzlich für ein paar Stunden von seinen Eltern getrennt in einer völlig
fremden Umgebung war. Zunächst kümmerten sich die Erzieherinnen um den kleinen
Jungen, jedoch mussten diese sich zusätzlich noch um die anderen Kinder kümmern
und dann habe ich mich an den Jungen gewendet und ihn erst mal getröstet.
Daraufhin habe ich mir mit ihm den Gruppenraum mit seinen gebastelten Werken
der Kinder an der Decke und den Wänden angeschaut. Dann hat er sich beruhigt,
doch klammerte immer noch sehr. Ich setzte mich zusammen mit ihm in den Stuhlkreis
und wir sangen zusammen mit den anderen Kindern Lieder. Der kleine Junge begann
Spaß daran zu finden und fing an zu Lächeln, was mir auch ein Lächeln ins
Gesicht zauberte. Am Ende des Vormittags gingen wir in die Turnhalle, um dort ein
bisschen zu spielen. Wir liefen erst zusammen durch die Halle und spielten mit
einem Ball und nach kurzer Zeit lief er auch alleine dort rum und tobte, lachte
und spielte mit den anderen Kindern. Als ich das sah, war ich total glücklich,
weil der Junge anfangs so aufgelöst war und sich dann doch geöffnet hat. Und
ein bisschen stolz war ich auch auf mich, dass er durch meine Hilfe doch einen
guten ersten Tag im Kindergarten hatte. Ich kann nach zwei Wochen sagen, dass
mir die Arbeit mit den Kindern sehr viel Freude bereitet da jede Gruppe auf
ihre Art anders und besonders ist und man jeden Tag etwas Neues erlebt und vor
allen Dingen dazulernt. Es gibt häufig nervenaufreibende Situationen, aber wenn
man solche Erlebnisse, wie zuvor beschrieben erfährt, kann man am Ende des
Tages mit einem Lächeln und einem guten Gefühl nach Hause gehen oder nach
Feierabend noch in die City. Diese ist auf jeden Fall sehenswert. Es gibt viele
Einkaufsmeilen- und centren, in denen ich persönlich auch Läden entdeckt habe,
die ich zuvor noch nicht gesehen habe. Aber auch an jeder Ecke die Carrolls
Souvenir Shops, in denen man typisch irische Kleinigkeiten findet, welche sich
gut als Mitbringsel für die Familie, Verwandte oder Freunde eignen. Es gibt
sehr viele Restaurants und Fast Food Läden, in denen man gut essen kann. Man
muss jedoch manchmal etwas suchen, denn das Stadtleben ist teuer. Und natürlich
gibt es auch ganz viele kleine und große Pubs, in die man auch schon nachmittags
gehen kann und die Seele baumeln lassen kann.
Ich bin sehr gespannt, was mir
die letzte Woche in Irland noch bieten und zeigen wird. Ich hoffe ich kann noch
einiges von den schönen Seiten des Landes sehen und noch viele Eindrücke und
Erfahrungen aus meiner letzten Praktikumswoche sammeln. Bis jetzt hat mir das Auslandspraktikum
und der gesamte Aufenthalt in Irland sehr viel für meine Sprachkenntnisse, aber auch meine Persönlichkeit
gebracht und ich bin froh mich genau für dieses Praktikum entschieden zu haben,
denn man lernt durch schwierige Situationen und Probleme, wie plötzlich in
einem fremden Land ohne den Rückhalt der Familie auf sich allein gestellt zu
sein und sich allein zurecht zu finden und vor allen Dingen wächst man an ihnen
und das bin ich.
Greetings from good old Ireland ...!
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